Kinder haben auch was zu sagen Tag
Mit dem Kinder haben auch was zu sagen-Tag im Januar 2012 hat alles begonnen. Unser großer Marsch auf dem Weg zu mehr Beteiligung von Kindern und Jugendlichen startete.
Oberbürgermeister Stefan Wolf und das Kinderbüro der Stadt Weimar haben 100 Kinder und Jugendliche und 50 Erwachsene aus Politik und Verwaltung dazu eingeladen, in den Räumen der Stadtverwaltung gemeinsam zu diskutieren. In 10 Arbeitsgruppen ging es darum, wie Heranwachsende in Weimar beteiligt werden können. In vielen Städten Deutschlands gibt es bereits Kinder- und Jugendparlamente, Jugendforen, Zukunftswerkstätten oder andere Modelle. Doch was ist die beste Beteiligungsform für unsere Stadt? Wir wollten darüber sprechen, wobei Kinder und Jugendliche mitreden wollen und vielleicht ein ganz eigenes Modell der Mitbestimmung für Weimar finden.
Was war los?
Ganz schön viel Trubel herrschte, als am 23. Januar 2012 gegen 15 Uhr etwa 100 Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf Einlass in den großen Saal der Stadtverwaltung drängten. Denn schließlich musste sich jeder Teilnehmende erst bei der Anmeldung einen farbigen Button abholen. Doch dann ging es endlich los. Oberbürgermeister Stefan Wolf begrüßte alle Anwesenden und Sina Solaß, die Kinder- und Jugendbeauftragte der Stadt erklärte, wie der Nachmittag ablaufen soll. Anschließend zeigten die die Kinder des DAS Jugendtheater Weimar, wie sie eine Zukunft sehen, in der nur die Kinder was zu sagen haben. Dann durften endlich auch alle anderen ihre Vorschläge und Ideen einbringen. Dazu wurde in zehn kleinen Gruppen gearbeitet. In jeder Gruppe diskutierten Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Erwachsenen, die unter anderem aus der Stadtverwaltung, dem Stadtrat oder dem Jugendhilfeausschuss eingeladen waren. Und den Erwachsenen wurde schnell klar, dass es eine Menge Themen gibt, zu denen die jungen Einwohnerinnen und Einwohner Weimars auch etwas zu sagen haben. Sie wollen gefragt werden, wenn es beispielsweise um die Gestaltung von Spielplätzen und Schulhöfen geht oder Entscheidungen getroffen werden, wo Fußgängerüberwege entstehen. Ganz viele Vorschläge kamen aus den Bereichen Freizeit, Sport oder zum Thema Sicherheit in der Stadt. Tolle Einfälle hatten die Teilnehmenden auch dazu, wie sich die Kinder und Jugendlichen einmischen können. Eine Kinderpartei, ein Kinderrat oder Kinder- und Jugendparlament, eine Jugendparade oder eine Stimme im Jugendhilfeausschuss wurden unter anderem genannt. Am Ende des Nachmittages wurden zehn wichtige Ideen in einem großen Markt der Ideen vorgestellt. Alle Mitwirkenden vergaben dann Punkte für die Beteiligungsmodelle, die ihnen am besten gefallen haben. Am Ausgang konnten die Teilnehmer ein Manifest unterschreiben, auf dem vereinbart wurde, dass die erwachsenen Bürger den Jüngeren zukünftig Beteiligung ermöglichen, aber auch, dass sich die jüngeren Einwohner beteiligen wollen.
Hier gibt es ein Video der Veranstaltung. [Achtung, hier werdet ihr mit YouTube verlinkt]
Was sind die Ergebnisse?
34 Kinder, 34 Jugendliche und 34 Erwachsene haben an der Veranstaltung teilgenommen.
89 Personen haben auf dem Manifest unterzeichnet.
In den Farbgruppen wurde diskutiert, bei welchen Themen Kinder und Jugendliche in Weimar mitreden wollen.
Am häufigsten wurden genannt:
- Verkehr (z. B. Sicherheit und Nahverkehrsplanung)
- Freizeit (z.B. Spielplätze und Sport)
- Beteiligung der Kinder und Jugendlichen an der Ortsteilentwicklung
- Sicherheit (Erwachsene sollen Vorbild sein)
- Stadtteilzentren (mit Räumen für Kinder und Jugendliche, Innenstadtjugendclub)
- Graffiti
- Umweltschutz
- Beteiligung in der Schule und an der Schulnetzplanung
Aus jeder Farbgruppe wurde eine Beteiligungsmethode im Markt der Ideen vorgeschlagen. Die Teilnehmer haben anschließend für die Ideen Punkte vergeben.
In der folgenden Liste sind die Titel der Ideen mit kurzen Stichpunkten zur Erklärung zusammengefasst. Wir haben auch notiert, wie viele Punkte für die einzelnen Ideen vergeben wurden. Trotzdem gibt es keinen ersten Platz. Wir werden alle Methoden weiter diskutieren - auch die Modelle, die in den Farbgruppen besprochen wurden, es aber nicht in den Markt der Ideen geschafft haben. Die von den Teilnehmern vergebenen Punkte geben uns gute Hinweise darauf, was Euch am besten gefallen würde.
Kinderpartei - Ideenbox (50 Punkte) - Farbgruppe grün
- Ideensammlung in Außenstellen (Schule)
- Weiterleitung an Kindervertretung (einzelne Vertreter der Schulen)
- mit Kinder- und Jugendbeauftragter in Politik einbringen
Kinder- und Jugendparlament (38 Punkte) - Farbgruppe petrol
- Gremium bilden aus interessierten Kindern und Jugendlichen
- alle Schulformen mit regelmäßigen Treffen
- online Informationen zu Anliegen und Entwürfen
- Verteiler einrichten, so dass Kinder und Jugendliche informiert werden über aktuelle Planungen
Kinderrat (37 Punkte) - Farbgruppe rot
- mit Kinder-Botschafter
- Ort im Kinderbüro
- z.B. Meinungs-Box an allen Schulen
- Meinungs-Botschafter-Tag
Mitmachen muss Spaß machen (29 Punkte) - Farbgruppe hellblau
- Schule muss ein Ort sein, an dem Kinder mitbestimmen
- Ideen der Kinder kennen, ernst nehmen und ihnen eine Chance geben (Erwachsene nehmen sich zurück)
- Beteiligung muss Spaß machen
- Interessen der Kinder stehen im Mittelpunkt
ein Kind und ein Jugendlicher als VertreterIn im Jugendhilfeausschuss (25 Punkte) - Farbgruppe gelb
- offener Kreis der Schülersprecher
- regelmäßig und themenorientiert
- Sprechzeiten für Kinder und Jugendliche bei Verantwortungsträgern
Projektentwicklung (19 Punkte) - Farbgruppe pink
- Schülersprecher (Vertreter aller Schulen) der Stadt beraten
- Stadt informiert, bezieht Kinder ein über Planungen
- Kinder und Jugendliche bringen ihre Vorschläge ein
Direkte Beteiligungsmöglichkeit (16 Punkte) - Farbgruppe lila
- Netwerktreffen (verschiedene Interessengruppen tauschen sich aus)
- Gesprächsleitung durch neutrale, unbeteiligte Person, die das Ziel im Auge behält
- Fachleute, die bei der Verwirklichung helfen (Material zur Umsetzung)
Paket an den Oberbürgermeister (15 Punkte) - Farbgruppe blau
- Petition + Öffentlichkeitsarbeit
- Demo
- bildhafte Darstellung
Jugendparade (9 Punkte) - Farbgruppe hellgrün
- Rede und Gegenrede
- Plakate, Transparente auf denen die Meinung der Kinder und Jugendlichen steht
- große Veranstaltung von Kindern und Jugendlichen
Kinder und Jugendliche und Erwachsene reden miteinander (4 Punkte) - Farbgruppe orange
- das Reden muss zum Ergebnis führen
- nach festgelegten Regeln
- sie reden zu bestimmten Themen
Zusammengefasst lassen sich als Ergebnis des „Kinder haben auch was zu sagen - Tages“ drei wichtige Ziele für die Beteiligung formulieren:
Ein Dialog zwischen Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen muss ermöglicht werden.
- Mitmachen muss Spaß machen (hellblau)
- Direkte Beteiligungsmöglichkeit (lila)
- Kinder und Jugendliche und Erwachsene reden miteinander (orange)
- Projektentwicklung (pink)
Vertretungen der Kinder und Jugendlichen sollen in Verwaltung und Politik mitsprechen können.
- ein Kind und ein Jugendlicher als Vertretung im Jugendhilfeausschuss (gelb)
- Kinderpartei - Ideenbox (grün)
- Kinder- und Jugendparlament (petrol)
- Kinderrat (rot)
Kinder- und Jugendthemen müssen in die Öffentlichkeit gebracht werden.
- Jugendparade (hellgrün)
- Paket an den Oberbürgermeister (blau)
Der „Kinder haben auch was zu sagen - Tag“ wurde in Kooperation mit dem Amt für Familie und Soziales, der AG Spielraum, dem Schulamt Mittelthüringen und dem Förderprogramm Demokratisch Handeln, der EJBW, dem Kinderhaus und dem Mini Verlag der Buchkinder_Weimar e.V. veranstaltet und vom Förderprogramm "Toleranz fördern - Kompetenz stärken" unterstützt.