Weimarer Vereinbarung für Kinder
Die Weimarer Vereinbarung ist ein Vertrag der Selbstverpflichtung der Bürgerinnen und Bürger der Stadt zum Engagement für eine lebenswerte, zukunftsorientierte Stadt Die Idee dazu entstand während der Zukunftskonferenz 2005. Der Vertrag liegt seit 1. Juni 2006 vor und kann unterzeichnet werden. Es dürfen Kinder ab 7 Jahren unterzeichnen, da es sich um eine Selbstverpflichtung handelt.
Aber für Kinder und Jugendlichen ist Vertrag schwer zu verstehen - mit vielen Fremdwörtern sowie komplizierten und langen Sätzen. Kinder und Jugendliche sind Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Sie orientieren sich an Normen, Wertvorstellungen und Handlungsmaximen, die sie verstehen und begreifen wollen.
Die mit den Kindern und Jugendlichen der Stadt Weimar erarbeitete Fassung der Weimarer Vereinbarung gestaltete sich schrittweise.
Zu Anfang musste eine Diskussionsgrundlage für die Schülerinnen und Schüler geschaffen werden. Es wurden einfache Wörter und kurze Sätze verwendet, der Inhalt der jeweiligen Paragraphen blieb erhalten.
Um diese Fassung inhaltlich zu diskutieren, konnten 80 Schülerinnen und Schüler aus fünf Klassen (6. – 8. Klassenstufe) der Park-Regelschule, des Humboldt – und Goethegymnasiums, der Pestallozzi-Schule sowie der Schülerclub des SOS-Familienzentrums gewonnen werden.
In der ersten Phase dieses Projektes wurden die Teilnehmenden verschiedener Klassenstufen während des Ethikunterrichtes aufgesucht. Durch Diskussionen konnte die Verständlichkeit und Aktualität des Inhaltes für Kinder und Jugendliche sowie die Formulierungen überprüft werden. Aus den vielen Anregungen der Kinder und Jugendlichen ist eine Fassung erarbeitet wurden, die den Vorstellungen dieser Generation entspricht und dem Charakter Original-Vereinbarung dennoch treu bleibt.
Am 12. Juli 2007 wurde die mit den Kindern und Jugendlichen der Stadt erarbeitete Fassung der Weimarer Vereinbarung im Rathaus präsentiert. Erstunterzeichner waren neben dem Oberbürgermeister Stefan Wolf, dem Sozialdezernenten Dirk Hauburg, der Kinderbeauftragten Steffi Engelstädter und ihren Praktikantinnen Marianna Stahlbock und Madeleine Schneider die Mitwirkenden Jonathan Oberländer(15), Vincent Heßelmann (14) (beide: Debattierclub Goethe-Gymnasium) und Stefanie Kruse (17) (Schülertreff im Familienzentrum).
Damit die „Weimarer Vereinbarung“ immer wieder diskutiert, verändert und ‚gelebt’ werden kann, soll sie ein fester Bestandteil des Ethikunterrichtes der Sekundarstufe werden. Dies bedarf einer ‚Schulung’ der Ethiklehrkräfte über die Entstehung und die Philosophie dieser Vereinbarung. Es soll den Lehrkräften die Möglichkeit eröffnen, Normen, Werte und Handlungsmaximen hinter einem regionalen Hintergrund an die Kinder und Jugendlichen zu vermitteln.
Während der verschiedenen Gespräche mit den Kindern und Jugendlichen stellte sich in erster Linie die Formulierung der einzelnen Paragraphen als schwierig heraus. Nachdem diese Hürde gemeinsam gemeistert wurde, ließ sich über den Inhalt sehr gut diskutieren. Die Kinder und Jugendlichen haben ihre eigene Meinung und Erfahrung eingebracht, welche an der einen oder anderen Stelle doch überraschte.
Die heftigste Diskussion löste der § 1 (original: Nein zum Rechtsextremismus) aus. Im Gesprächsverlauf fiel auf, dass es nicht nur Übergriffe aus der rechten Szene gibt, sondern das das Thema Gewalt im Allgemeinen präsent ist. Deshalb heißt dieser Paragraph in der barrierefreien Fassung „Gegen jede Form von Gewalt“.
In den Gesprächen mit den verschiedenen Schulklassen (6. bis 8. Klasse) und dem Schülertreff des SOS-Familienzentrums wurde das fehlende Wissen bei der politischen Bildung sowie im Umgang mit eskalierenden Situationen und gewaltbereiten Mitmenschen sichtbar (§ 3). Diese Defizite würden die Kinder und Jugendliche gern beseitigen, wenn es die entsprechenden altersgerechten, interessanten Angebote geben würde.
Mit wenig oder gar keinen Vorurteilen werden behinderte und ausländische Mitmenschen von Kindern und Jugendlichen angenommen. Sie finden es lt. eigenen Aussagen spannend, etwas von anderen Kulturen zu erfahren. Projekte in dem interkulturellen Bereich werden von Kindern und Jugendlichen gern angenommen, z. B. durch Veranstaltungen in den Schulen zur „Interkulturellen Woche“.