Goethe-Menü
Aus der Kochbuch- und Zettelsammlung der Familie Goethe
Was hat Sie zu dem Goethe-Menü inspiriert?
Es gab diese schöne Ausstellung im Goethe- und Schiller-Archiv, die 2018 noch einmal zu sehen ist: „Sardellensalat, sehr gut“ mit Rezepten der Goethe-Zeit.
Hat ER es so tatsächlich gegessen?
Nein, aber es hätte so sein können. Die Rezepte sind authentisch und aus der Zeit. Sie sind aus dem Kochbuch seiner Großmutter Anna Margaretha Justine Lindheimerin und Überlieferungen seiner Familie – von seinem Sohn August gibt es eine Zettelsammlung und auch Notizen seiner Schwiegertochter Ottilie, so dass davon auszugehen ist, dass es diese Gerichte durchaus im Hause Goethe gegeben hat. Vom Sardellensalat ist überliefert, dass er sich diesen sogar ins Theater in seine Loge liefern ließ.
Es gibt leichte Abweichungen von den überlieferten Notizen …
Nur wenig: Beim Dessert habe ich verschiedene Rezepte zusammengefasst haben, die passen. Der Sardellensalat im Original wäre sehr „fischig", was wiederum zu unserem Wild in der Hauptspeise einen sehr starken Kontrast geboten hätte. Deshalb sind die Sardellen mit anderem Fisch ergänzt. Aber die restlichen Zutaten wie Kartoffeln, Gurke und rote Bete ist alles da – so wie wir es heute auchin Thüringen noch machen.
Der Wildbraten steht auf der Menükarte als „Gutt Wildbrett mit Morchelsoße an Francken- Knöfflein“ …
Wildbraten mit Pilzsoße und Semmelknödeln. Es ist aus dem besagten Kochbuch der Großmutter. Dieses Rezept haben wir original übernommen – auch mit Ingwer als Gewürz, was übrigens grandios schmeckt.
Woher kommen die Zutaten?
Aus der Region. Die Forelle im Fischsalat aus dem Kirschbachtal, das Wild von einem einheimischen Jäger.
Beim Dessert fallen die Nonnenfürz und Welsche Nüsse auf. Beide Namen sind nur Liebhabern wirklich geläufig. Was bedeuten sie?
Nonnenfürzchen haben nichts mit Flatulenzen zu tun (lacht), sondern kommt aus dem altdeutschen und heißt eigentlich Nunnekenfurt und heißt so viel wie „Was die Nonnen am besten zubereiten konnten“. Hier ist es ein Schmalzgepäck aus geriebenen Lebkuchen mit Ei und Mehl – eine klassische Resteverwertung.
Und die Welschen Nüsse – die schwarzen Walnüsse?
Die machen ich selbst auch und anfangs habe ich meine auch zur Verfügung gestellt. Jetzt werden sie geliefert. Eine Rarität, die man aber selbst herstellen kann.
Eine aufwendige Prozedur …
Das stimmt. Die noch grünen Nüsse werden am Johannistag (24. Juni) gepflückt noch mit innen weicher Schale. In den nächsten vier Wochen muss man sie fast täglich behandeln. Wer sich dafür interessiert: Ich habe die Zubereitung in meinem Blog unter „Schwarze Nüsse“ beschrieben – eines meiner am meisten gelesenen Rezepte übrigens.
Wem jetzt das Wasser im Mund zusammengelaufen ist und das Menü essen möchte – muss es vorbestellen im Alt Weimar?
Entweder das oder für einen letzten Freitag im Monat reservieren.Dann gibt es das Menü mit Erläuterungen der Jungfer Wenzel - eine Stadtführerin, die zwischen den Gängen unterhält. Sonst reserviert man es – ab vier Personen. Serviert wird dieses Menü auf Weimarer Porzellan im Stil der Zeit. Die begleitenden Weine wurden am Weimarer Weinberg, dem „Poetenweg“, gelesen.
Informationen
Obers trifft Sahne
Petra Hermann rührt seit einigen Jahren in der Thüringer Koch-Szene ganz vorn mit. Obers trifft Sahne heißt ihr beliebter Foodblog, für Freizeitköche ist ihr Thüringer „Cooking-Pokal“ ein fester Termin und dem Traditionsrestaurant Alt Weimar bescherte sie das Goethe-Menü – seither ein Höhepunkt der Speisekarte dort. Wir haben mit Petra Hermann über Zutaten, Rezepte und die Idee gesprochen. Wer mit ihr Weimar kulinarisch entdecken möchte, dem sei ihr Buch Weimarer Mundart empfohlen – es berichtet über Menschen aus Weimar, die aus ihren Erinnerungen und diese mit einem Lieblingsessen verbinden inkl. Rezept.
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